Subjektive Endrücke der Köpfe

Sirui G-10X

Die beiliegende Schnellwechselplatte ist 50 x 55 mm groß und hat auch eine Öse, um den Kameragurt daran zu befestigen. Die Schraube lässt sich per Hand, mit einer Münze oder mit einem Inbusschlüssel befestigen. Zwei Umdrehungen sind nötig, um die Stativplatte nach oben zu lösen. Alternativ drückt man einfach den leichtgängigen Sicherungsstift um die Platte seitlich vom Kopf zu trennen.

Der Sirui ist mit zwei Libellen ausgestattet – eine davon im Drehknopf der Klemmplatte, welche für Hochformataufnahmen gedacht ist. Leider hat Sirui die Libellen etwas ungünstig platziert. Nutzt man die Querformatlibelle und wechselt ins Hochformat, muss man die Stativplatte an der Kamera verdrehen, um die Libelle nutzen zu können. Beim Wechsel vom Hoch- ins Querformat das gleiche Spiel. Hier ist eine Libelle für den Blitzschuh unausweichlich.

Beim betätigen der Feststell- und Friktionsschrauben hört man ein leichtes Schmatzen im Gehäuse. Um die Kugel stark anzuziehen, sind zwei volle Umdrehungen der Drehknöpfe nötig. Der Kopf ist also für Fotografen, die viel Zeit haben. Hier fällt auch negativ auf, dass eine Gummierung an den Drehknöpfen fehlt, um vor allem bei kalten Temperaturen wenigsten etwas Komfort für die Finger zu bieten. Ich selbst finde die geriffelten Metalloberflächen an den Stellschrauben auch relativ scharfkantig. Insgesamt hat der Sirui vier Stellschrauben, was mich schon allein während dieses Tests einige Male durcheinander gebracht hat. Hier wird der Vanguard-Kopf noch zeigen, dass man durch gut durchdachte Mechanik auch mit nur zwei Drehknöpfen alles erreichen kann, wozu der Sirui vier Knöpfe braucht.

Der Panoramateller ist in 5°-Schritten bedruckt und schön leichtgängig. Die dazugehörige Feststellschraube braucht im Gegensatz zu den anderen Schrauben am Sirui nicht zwei volle Umdrehungen, hier hat man schon nach einer viertel Runde die Achse fixiert.

Ansonsten fasst sich der Kopf gut an, die Oberfläche wirkt auf mich aber nicht ganz so wertig wie beim Tiltall oder Vanguard-Kopf. Die Verpackung vom Sirui ist eine einfarbig schwarz bedruckte Wellpappe. Um den Kopf zu verschenken, ist das nicht gerade die beste Verpackung. Dafür wird ein passender Beutel aus Neopren-ähnlichem Material mitgeliefert. Eine Ersatzschraube für die Stativplatte und ein Inbusschlüssel gehören auch zum Lieferumfang. Ein Gewindeadapter für 1/4" fehlt leider, daran muss man beim Kauf noch selber denken.

Tiltall BH-07

Der Tiltall kommt mit einer angenehm großen 41 x 43 mm Grundplatte. Kopf und Platte haben eine Mittenmarkierung aufgedruckt. Der Schlitz in der Platte ist sehr kurz – nur 5 mm kann man hier die Position anpassen. Vanguard und Sirui haben hier 16 mm. Die Grundplatte ist mit kleinen Schrauben gegen unbeabsichtigtes Rausrutschen gesichert. Angenehm ist, dass man an der Klemmschraube am Kopf weniger als eine Umdrehung braucht, um die Platte nach oben lösen zu können.

Der Tiltall ist mit zwei Wasserwagen und einer Libelle sehr üppig ausgestattet. Hier kann man auch beim Wechsel vom Quer- ins Hochformat eine der Libellen weiter nutzen.

Die Kugel läuft schön sanft in der Fassung, es gibt kein Geschmatze wie beim Sirui. Streng genommen handelt es sich hier aber nicht um eine Kugel, eher ein Ei. Dummerweise ist das Ei so geformt, dass Haltekraft nachlässt, wenn man den Kopf aus der Horizontalen bringt. So muss man leider die Friktion immer anpassen, wenn man die Kamera diagonal verschwenkt.

Das Feststellrad für die Kugel hat erstmal eine halbe Umdrehung Leerlauf, wo die Haltekraft bei null bleibt. Das ist nicht weiter schlimm, man muss ja nicht bis zum Anschlag aufdrehen. Sehr gut gefällt mir hier, dass man innerhalb einer achtel Umdrehung schon eine sehr gute Haltekraft erzeugen kann. Nach nur einer halben Umdrehung hat man schon die maximale Haltekraft erreicht. Zur Erinnerung: Beim Sirui muss man zwei volle Runden am Rad drehen. Alle Stellräder fassen sich dank der Gummierungen sehr angenehm.

Die Schraube für die Panoramaplatte braucht ebenfalls nur eine achtel Umdrehung den Kopf zu fixieren. Der Kopf ist mit einer Gradeinteilung bedruckt, die eigentlich eine Unterteilung von 5° haben sollte. Allerdings ist der Druck so schlecht ausgeführt, dass es mal 4°-Schritte und mal 6°-Schritte sind. Bei Tiltall zählt man auch nicht von 0° bis 360°, sondern von 0° bis 90° und wieder zurück – das Ganze zwei Mal. Besonders schlecht durchdacht ist die Panoramaplatte. Sie hat nur ein kleines Sichtfenster für die Gradstriche. Dreht man den Kopf während eines Panoramas so, dass die Hauptfeststellschraube oder die Schraube für den Panorameteller gerade über dieses Sichtfenster kommt, sieht man genau garnix mehr von der Gradeinteilung. So kann man höchstens 190° effektiv nutzen. Und wenn man keine drehbare Mittelsäule am Stativ hat, ist die Gradeinteilung am Tiltall vollkommen Sinnlos, weil man dann immer das komplette Stativ drehen muss um in den nutzbaren Bereich der Skala zu kommen. Hier hat ein Konstrukteur ordentlich gepennt.

Die Oberflächenbearbeitung gefällt mir sehr gut, sie ist leicht angerauht und wirkt damit auch etwas edler als beim Sirui. Hier kommt aber der nächste negative Punkt: Es gibt zwei sehr scharfe Metallkanten, die nicht entgratet sind. Hier geht man am besten selbst nochmal mit der Feinfeile ran. Einer der Grate ist an der Unterseite der Panoramaplatte und hat mir schöne Kratzer auf meinen Schreibtisch und Stativ gebracht. Am Hals der Kugel habe ich nach nur einem Fotoausflug bereits Lackschäden entdecken können – genau an den Stellen, wo der Hals mit dem Kragen kollidiert.

Die Verpackung ist relativ hochwertig: Ein sehr stabiler, zweilagiger Wellpappenkarton, schwarz bedruckt, kaschiert und mit Silberfolienprägung. Diese Verpackung eignet sich also auch, um den Kopf zu verschenken. Darin befindet sich – in dickem Polster – nur der Kopf und die Anleitung. Kein Werkzeug, kein Beutel, keine Ersatzschraube, kein Gewindeadapter.

Vanguard SBH-50

Der für mich größte Nachteil des Vanguard-Kopfes ist die Schnellwechselplatte, denn sie ist nicht Arca-Kompatibel. Für wen das kein Problem darstellt, kann getrost weiterlesen, denn sonst macht der Kopf eine gute Figur. Die zwei (!) mitgelieferten Schnellwechselplatten sind jeweils 50 x 36 mm groß, die Schraube lässt sich nur mit einer Münze oder Schlüssel festziehen.

Die Klemmplatte hat zwei Wasserwaagen, die so gut platziert sind, dass sie sehr gut fürs Hoch- und Querformat genutzt werden können (im Gegensatz zu den Köpfen von Tiltall und Sirui). Der Sicherungsstift lässt sich etwas schwer entriegeln, was sich aber mit einem Tropfen Öl beheben lässt. Die Schnellwechselplatte kann ausschließlich zu einer Seite eingeschoben werden. Nach oben kann man sie nicht entnehmen. Mit Metallsäge und Schraubstock bewaffnet kann man aber auch den Zugang von der zweiten Seite öffnen (und reduziert dabei das so schon geringe Gewicht).

Die Kugel läuft seidenweich in der Fassung, die gesamte Mechanik macht einen sehr guten und soliden Eindruck, ein leichtes Schmatzen, aber weniger penetrant als beim Sirui. Auch die Lackierung trägt dazu bei, dass es sich bei diesem Kopf eher um ein Werkzeug handelt, während die Köpfe von Sirui und Tiltall da schon eher wie Sammlerstücke aussehen.

Das Feststellrad weist keinen Leerlauf auf, innerhalb einer drittel Umdrehung hat man die höchste Haltekraft erreicht. Dennoch ist es damit ein leichtes, eine feinfühlige Dosierung der Haltekraft vorzunehmen. So spart man sich das zusätzliche Friktionsrad. Auch ein extra Panoramastellrad ist nicht nötig: Im Inneren des Kopfes ist die Mechanik so ausgelegt, dass am Panoramateller zu jedem Zeitpunkt eine geringere Haltekraft anliegt als an der Kugel. Damit sind Panoramaschwenks möglich, ohne dass sich die Kugel in der Halterung verdreht. Die Panoramaplatte ist in 5°, 15° und 45°-Schritten eingeteilt, aber nicht beschriftet, dafür aber von allen Positionen gut einsehbar.

Der Kopf wird zusammen mit einer zweiten Schnellwechselplatte geliefert. Außerdem gibt es einen Gewindeadapter sowie sogar ein Gewindeadapterwechselwerkzeug. Die Verpackung ist aus Weißkarton und vierfarbig bedruckt.

Slik SBH-100

Der Slik-Kugelkopf wird direkt an die Kamera geschraubt. Dies geht beim Slik auch ziemlich flott: Etwa 5 s. Wem das zu lästig ist, der greift zu dem 34 g schwereren SBH-100 DQ mit Schnellwechselplatte.

Libellen oder eine Wasserwaage sucht man an dem Kopf vergebens, hier sollte man auf eine Lösung für den Blitzschuh zurückgreifen. Die Kugel läuft etwas rau in der Fassung – ein seidenweicher Kugellauf hätte wahrscheinlich für eine geringere Haltekraft gesorgt. Die Kugel und Panoramaplatte arretiert man mit einem Hebel – dadurch kann man den Kopf etwas besser festbrummen als mit den gummierten Rundgriffen der anderen Köpfe. Mit etwas Feingefühl kann man über den Hebel auch teilweise lösen und damit Korrekturen am Bildausschnitt vornehmen oder sogar die Panoramaplatte separat drehen – vergleichbar mit dem Vanguard. Der Panoramateller hat keine Gradeinteilung, hier muss man im Sucher die Verschwenkung prüfen. Die Hammerschlaglackierung sieht sehr gut aus – Kratzer, die im Laufe der Zeit dazukommen, stören darauf nicht so sehr wie auf glatten Oberflächen.

Zum Lieferumfang kann ich nichts schreiben, da ich den Kopf zusammen mit einem Stativ erhalten habe.

Velbon AEF-3B

Wie beim Slik-Kopf hat auch dieser Velbon-Kopf keine Schnellwechselplatte, doch mit etwas Übung ist die Kamera schnell montiert. Durch die hohen Haltekräfte, die dieser Kopf leisten kann, lässt man die Kamera beim Standortwechsel einfach montiert. Dieser Kopf hat keine Wasserwaagen und auch die Gradeinteilungen sind mit 15°-Schritten sehr grob.

Die Feststellschrauben lassen sich gut bedienen, haben aber keine Gummierung. Ansonsten ist die Mechanik sehr simpel und sehr solide – wenn das Stativ mit diesem Kopf mal auf Betonboden umkippen sollte, zerbröselt eher der Beton als der Velbon-Kopf. Trotz allem, was diesem Kopf fehlt, sind mir in den drei Jahren, wo dies mein einziger Stativkopf war einige sehr gute Aufnahmen damit gelungen. Die Kombination von Kopf und Stativ findet man bei Online-Auktionshäusern öfters für 10–20€.

Velbon Vel-flo 8 PH 258

Die Schnellwechselplatte von diesem Videoneiger ist mit Kork beschichtet, was aufgrund des Alters schon etwas porös ist. Die Schraube lässt sich in ihrer Position nicht anpassen. Die Mechanik, um die Schnellwechselplatte zu arretieren ist sehr klapprig, was sich auch im Test zur Haltekraft gezeigt hatte. Die Libelle an der Basis ist sehr praktisch, denn so kann man den Panoramateller exakt horizontal ausrichten. Die Kamera lässt sich über die Gradeinteilungen (5° Schritte) an der Kippachse daraufhin ebenfalls gerade ausrichten. Die Feststellschrauben lassen sich alle gut bedienen, auch wenn sich alles an dem Kopf sehr billig anfasst. Die einzigen Bauteile, die nicht aus Kunststoff sind, sind die Schrauben und der Schwenkgriff. Dafür ist er kaum schwerer als der Velbon-Foto-Neiger, der komplett aus Metall ist.

Dieser Video-Kopf war ein halbes Jahr mein einziger Stativkopf für Fotografie – feine Anpassungen vom Ausschnitts gehen durch die Dämpfung sogar besser als mit dem anderen Velbon-Kopf. So richtig glänzt dieser Kopf aber bei Video-Aufnahmen (wen wunderts?): Schwenks in alle Richtungen sind butterweich – kein lästiges Geruckel, kein Zittern (beste Dämpfungswerte) und der Grad der Dämpfung lässt sich natürlich an das Systemgewicht anpassen.

 

Quenox Universalklemmplatte

Viel gibt es natürlich nicht zu schreiben über einen simplen gummierten Alu-Winkel mit Löchern und einer Schraube darin. Aber auch dieser Winkel für nur 20€ hat seine Details. Wie das zweite Gewinde, um auch auf Köpfen ohne Schnellwechselplatte oder ohne Arca-Kompatibilität verwendet zu werden. Oder die Öse für einen Kameragurt. Oder dass sich der Winkel über zwei Inbusschrauben zerlegen lässt, sodass man die Grundplatte verwenden kann, um bei langbrennweitigen Objektiven ohne Stativschelle den Schwerpunkt des Systems dennoch mittig über den Stativkopf platzieren kann.

Oder dass man diesen L-Winkel so verwenden kann, dass man die Eintrittspupille vieler Objektive ganz nah an den Nodalpunkt platzieren kann und sich so den vielfach schwereren und teureren Nodalpunktadapter sparen kann.

Achso, hätt ich fast vergessen: Man kann ihn auch dazu nutzen, um schnell zwischen Quer- und Hochformataufnahmen zu wechseln und dabei den Kameraschwerpunkt  über der Mittelsäule zu belassen.

 

Fotomate Panoramakopf / Nodalpunktadapter

Die Schnellwechselplatte von diesem Monstrum ist ebenso groß: 53 x 68 mm. Die Platte und alle Schienen werden nach dem gleichen System geklemmt wie bei Arca-Swiss. Leider sind die Maße etwas anders, sodass man die Arca-Platten nicht montieren kann. Jede der drei Platten hat sogar einen Sicherungsstift, sodass die Kamera nicht unverhofft auf den boden fällt. Es gibt insgesamt zwei Libellen, sodass man sowohl bei Hochformat- als auch bei Querformatpanoramen die Basis ausrichten kann. Die Griffe der meisten Feststellschrauben sind aus Kunststoff, nur drei der neun (9!) Schraubknöpfe sind aus Metall. Beide Drehachsen verfügen über eine Rastung: Die Drehung um die x-Achse (nach oben/unten) lässt sich in 15°-Schritten rasten, die Drehung um die y-Achse (links/rechts)

Feststellschrauben hat vier Raststufen von 15°, 24°, 60° und 90°.

Die gesamte Mechanik ist auch hier sehr solide – mit Metall wurde nicht gegeizt. Zusammen mit dem dazugehörigen Transportkoffer kommt der Kopf auf ein Gewicht von über 2 kg (inklusive zwei Gewindeadapter). Man benötigt diesen Kopf aber sowieso nur für hochwertige Innenraumpanoramen. Für Landschaftaufnahmen ist der Parallaxenfehler normaler Stativköpfe nur selten groß genug, um einen negativen Einfluss auf das Aufnahmeergebnis zu haben.